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Empört euch!
Stéphane Hessel: Empört euch! Aus dem Französischen von Michael Kogon. Berlin 2011 (Ullstein).

Krise ohne Widerstand?
Werner Seppmann: Krise ohne Widerstand? Berlin 2010
(Kulturmaschinen Verlag).  

Kurt Wallau (Pseudonym) über:
Bodo Gaßmann: Die metaphysischen und ontologischen Grundlagen des menschlichen Denkens. Resultate der kritischen Philosophie

Gerhard Stein (Pseudonym)
Warum nochmals Hegelianismus?
Gegen das Buch von Gaßmann: Die metaphysischen und ontologischen Grundlagen des menschlichen Denkens. Resultate der kritischen Philosophie.

Bodo Gaßmann
Einige nicht verwunderliche Anmerkungen zu den Rezensenten

 

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Krise ohne Widerstand?

Werner Seppmann: Krise ohne Widerstand? Berlin 2010
(Kulturmaschinen Verlag).  

 Wer über Alternativen zur kapitalistischen Produktionsweise und ihrer politischen Organisation, den Staat, nachdenkt und sich wundert, dass trotz Krisen und Verschlechterung der Lebensbedingungen der Lohnabhängigen keine Empörung und keine Auflehnung ist, der muss sich zunächst mit Wesensbestimmungen der kapitalistischen Gesellschaft im Klaren sein, ob und inwieweit eine Veränderung möglich ist. Subjekt einer Veränderung können nicht scheinbar autonome Steinewerfer oder andere Randgruppen sein, sondern nur die Mehrwertproduzenten, da diese allein die Möglichkeit haben, die Macht des Kapitals zu brechen. Ein Kapital, das bestreikt wird, ist kein Kapital mehr, sondern nutzloser Schrott während des Streiks. Ein Generalstreik, Besetzung der Betriebe verbunden mit einer politischen Mehrheit würde die leichenträchtiger Ökonomie des Kapitals beseitigen. Zur lohnabhängigen Klasse gehören 90 % der Erwerbstätigen, also 90 % der Gesamtbevölkerung – das Kräfteverhältnis ist also eindeutig auf Seiten der Lohnabhängigen – warum also beseitigen sie nicht eine Krisenökonomie, unter der vor allem sie leiden und geschädigt werden?

Die Gesellschaftstheorie kann dafür nur prinzipielle Antworten geben, die den Rahmen der Handlungsmöglichkeiten abstecken. Einerseits fesselt der Kapitalismus die Arbeitenden an sich, andererseits provoziert er auch ständig Empörung gegen sich.

„Im Fortgang der kapitalistischen Produktion entwickelt sich eine Arbeiterklasse, die aus Erziehung, Tradition, Gewohnheit, die Anforderungen jener Produktionsweise als selbstverständliche Naturgesetze anerkennt. Die Organisation des ausgebildeten kapitalistischen Produktionsprozesses bricht jeden Widerstand, die beständige Erzeugung einer relativen Überbevölkerung hält das Gesetz der Zufuhr von und Nachfrage nach Arbeit, und daher den Arbeitslohn, in einem dem Verwertungsbedürfnissen des Kapitals entsprechenden Gleise, der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse besiegelt die Herrschaft des Kapitalisten über den Arbeiter. Außerökonomische, unmittelbare Gewalt wird zwar immer noch angewandt, aber nur ausnahmsweise. Für den gewöhnlichen Gang der Dinge kann der Arbeiter den ‚Naturgesetzen der Produktion‘ überlassen bleiben, d. h. seiner aus den Produktionsbedingungen selbst entspringenden, durch sie garantierten und verewigten Abhängigkeiten vom Kapital.“ (Marx: Kapital I, MEW 23, S. 765)

Gäbe es nur diese Seite der Abhängigkeit der Lohnarbeitenden, dann wäre jeder Widerstand eine Illusion. Marx Hoffnung war es dagegen, dass diese Fesseln der Arbeitenden und ihre Bewusstmachung zur Empörung führen:

„Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technischen Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts, und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes. Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elend, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse.“ (Marx: Kapital I, MEW 23, S. 790 f.) Und weiter heißt es in einer Fußnote, die aus dem Kommunistischen Manifest zitiert: „Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst weggezogen, worauf sie produziert und ihre Produkte sich aneignet. Sie produziert also vor allem ihre eignen Totengräber.“ (A. a. O. Anm. 252)

Entgegen der agitatorischen Formulierung von Marx, dass diese „Negation der Negation“ des Privateigentums an Produktionsmitteln „mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses“ zum Sozialismus führt (ebda.), gibt es noch andere Möglichkeiten im Rahmen der Fesselung der arbeitenden Bevölkerung und ihres möglichen revolutionären Impulses: Das Fortbestehen des demokratischen Kapitalismus, das Abgleiten in einen Faschismus, also die Barbarei, die Auslöschung der Menschheit durch atomare Vernichtung in einem Krieg der nationalen Kapitale oder von kapitalistischen Machtblöcken.

In diesem Zusammenhang fragt Werner Seppmann nun, weshalb in der kapitalistischen Krise „sich die Krisenopfer die vielfältigen Zumutungen gefallen lassen“? (S. 16)

„Wie kann der Widerstand organisiert, wie die Lohnabhängigen gegen die kapitalistische Krisengesellschaft mobilisiert und für sozialistische Orientierungen gewonnen werden?“ (S. 124)

Titelbild

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Die neoliberale Deregulierung des Kapitals habe dazu geführt, dass das „Normalarbeitsverhältnis“, das einigermaßen soziale Sicherheit geboten habe, zurückgegangen ist, dass versucht wird, die Arbeiterklasse zu spalten in Arbeitende und Arbeitslose (mit Hetze gegen Langzeitarbeitslose als „Sozialbetrüger“), in Kernbelegschaften und Leiharbeiter, niedrig Entlohnte usw. Ebenso werden ethnische Unterschiede mobilisiert, um Solidarität unter den Lohnabhängigen zu verhindern. Dadurch gelang es auch dem Kapital, die Lohnquote von 2000 – 2008 um 10% zu senken. Allgemein gibt es Verarmungstendenzen und ein Sog nach unten. Zurückzuführen sind diese objektiven Erscheinungen der Ökonomie auch auf die „latente Komplizenschaft von Teilen der Gewerkschaftsbürokratie mit dem Kapital“ (S. 136)

Da diese Tendenzen durch die Krise verstärkt wurden, hatten sie fatale Folgen auf die Menschen, die evtl. Subjekt der Veränderung hätten sein können. Es entstand eine Atmosphäre der Unsicherheit, eine Tendenz zur selbstunterdrückenden Krisenverarbeitung (S. 83). Die antikapitalistischen Kräfte gerieten in die Defensive. Es fehlte das Mindestmaß an Hoffnung und Glauben an die Zukunft, die notwendig für veränderndes Handeln sei. Besonders die von Arbeitslosigkeit Betroffenen litten unter den Zuständen, die durch die Arbeitsmarktreform des Kapitals erzeugt wurden. Sie führte bei ihnen zur Selbstisolation, Scham (S. 108), zur Apathie und Beklommenheit bis hin zur Selbstaufgabe, sodass gerade von den unmittelbar durch die Krise Geschädigten am wenigsten Empörung zu erwarten sei. Arbeitslosigkeit wirkt als Handlungsbremse (S. 115). Die „Hölle der Arbeitslosigkeit“ (S. 130) führe zur Verweigerung von Bewusstsein über die Krisentendenzen und führe zu Lethargie bis hin zur Selbstaufgabe.

Seppmann differenziert seine Feststellungen, er spricht von Spontaneität, Selbstaufklärung und Bruchstellen innerhalb des Systems psychosozialer Herrschaftsreproduktion (S. 120), muss dann aber resigniert feststellen:

„Paradoxerweise ist es also gerade sein krisenhafter und sozialdestruktiver Charakter, durch den der Kapitalismus Anpassung und Unterwerfungsbereitschaft sichert und (zumindest vorübergehend) seine Machtbasis stabilisiert.“ (S. 88)

Verstärkt wird die Apathie derjenigen, die allen Grund zur Rebellion oder organisierten Widerstand hätten, durch die neoliberale Ideologie, die von Freiheit redet, aber nur die Freiheit des Marktes meint, in den allein das Kapital frei sei. Die weltanschauliche Hegemonie des „herrschenden Blocks“ durch die „Kolonisierung des Medienkomplexes“ (S. 56) führe zu ideologischen Verarbeitungsformen bei den Krisenopfer, fördert irrationale Einstellungen und ein dramatisches Verkennen der Herrschaftsfunktionalität des Kapitals. Dagegen würden von Seiten der Linken keine moralisch-politischen Appelle helfen, die nur die Anstrengung des Begriffs ersetzen, und ein falscher Optimismus, der die reale Analyse ausklammert und abstrakt von der Macht der Arbeiterklasse spricht, müsse zu Sektierertum und Irrationalismus führen.

Werner Seppmann, der 2010 aus der DKP ausgetreten ist (vgl. http://www.kominform.at/article.php/20091220213110980/) emanzipiert sich von einigen Methoden („mangelnde Bereitschaft zur offenen Diskussion“ S. 23) und wohl auch Dogmen seiner ehemaligen Partei, hängt aber immer noch einem ursprünglichen Lenischen Parteikonzept an (vgl. S. 23/83). Was allerdings eine „adäquate Form politischer Organisation“ sein soll, bleibt offen, muss wohl auch offen bleiben, da sie von den Bedingungen des gegenwärtigen Kampfes abhängt.

Seppmann holt sich undogmatisch mögliche Strategien der Veränderung von Autoren wie Marcus, Gorz, Bourdieu und Negt. Vordringliches Ziel der Linken kann zunächst nur die Bewusstseinsarbeit sein. Sie soll das Denken der Lohnabhängigen von den herrschenden Selbsttäuschungen befreien, die soziale Fantasie anregen, um zumindest Ahnungen über historisch Alternativen zu erzeugen. Im Spannungsfeld von Spontaneität und Organisation soll ein dauerhaftes politischen Klassenbewusstsein (S. 21) entstehen, das aber die Bewusstseinsarbeit „durch ein Zentrum“ voraussetze (S. 22). Es sollen „transformatorische Handlungsperspektiven“ (S. 25) erarbeitet werden, die auch alltagspraktische Alternativen einschließen, was bei den Linken bisher fehle (S. 115). Ein Bündel überzeugender Übergangsformen soll zu systemüberwindenden Orientierungen führen, auch wenn dies ein langwieriger und mühsamer Prozess sei (S. 131). Als konkretes Ziel nennt Seppmann das Eintreten für eine 30-Stundenwoche, an dieser Forderung lasse sich die Illusion sozialdemokratischer Reformpolitik ebenso ausweisen wie die Möglichkeiten einer Alternative zum Kapitalismus. Er zitiert zustimmend Marcus, dass die Arbeiterklasse nach wie vor der „geschichtliche Träger der Revolution“ ist, weil die Industriearbeiter den Kern der Mehrwertproduzenten, obwohl sie statistisch im Verhältnis zu früher abgenommen haben, sind, mit denen allein die Produzenten die Kontrolle über die Produktions- und Reproduktionsprozesses der Gesellschaft einst übernehmen könnten. Das Ziel der Bewusstseinsarbeit müsse es sein, die Fähigkeit zum selbstbestimmten Handeln, vor allem im Rahmen betrieblicher Sozialisation und Organisation der Arbeiterklasse, zu entwickeln (S. 85). Sogenannte alternative Organisationen wie etwa Attac zeigten nach Seppmann eine erstaunliche ideologische Wehrlosigkeit (S. 98).

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Einschätzung und Kritik

Eine antikapitalistische Linke in Deutschland benötigt Organisationsstrukturen, insofern hat Seppmann recht. Die sektiererische Aufspaltung auf Grund theoretischer Spitzfindigkeiten, die meist an einem wissenschaftlichen Bewusstsein vorbeigehen, ist bloße ideologische und organisatorische Selbstbefriedigung und schädigt die Klasse, die man vorgibt, vertreten zu wollen, mehr als dass sie nützt. Seppmann selbst ist aber nicht frei von den Fehlern der alten Arbeiterbewegung, die sich heute als Sektierertum fortsetzt. Obwohl er gelegentlich von Spontaneität und Selbstaufklärung der Lohnabhängigen spricht, erscheinen diese in seiner Schrift mehr oder weniger als Objekte – sei es der psychischen und ideologischen Deformationen durch das Kapital oder als Objekte des „Aufklärens“ durch Seppmann und seiner Genossen, die ihnen ein wahres Bewusstsein ihrer Lage und entsprechende Handlungsstrategien vermitteln wollen.

Auf die entscheidende Frage, ob die Lohnabhängigen nicht gute Gründe haben, sich im entwickelten Kapitalismus einzurichten, geht Seppmann gar nicht ein. Er kritisiert Habermas mit seiner These, dass die Arbeiterklasse durch Konsum korrumpiert sei, also für den Kapitalismus gekauft wäre. Dieses Argument träfe nur ansatzweise für die Prosperitätszeit des Kapitals bis in die 70er Jahre zu, nicht aber heute mehr. Tatsache ist aber, dass die Lohnabhängigen, selbst wenn die Lohnkosten um 10 % gesunken sind, historisch einen Lebensstandard an Konsumgütern erreicht haben, wie es ihn noch niemals in der Geschichte gegeben hat – jedenfalls nicht in den Metropolen Westeuropas, den USA und Japans.

Die verdächtige Redeweise von Seppmann, wenn er den Sozialabbau kritisiert, wie „immer mehr Betroffene“, „wird ein sich vergrößernde Teil (…) ins Abseits gedrängt“, „immer mehr Menschen“ geraten in eine Sackgasse, „immer häufiger den endgültigen Verlust einer gesicherten Sozialposition“ usw. suggerieren, dass die reichsten Länder der Erde unaufhaltsam zu Armutsgesellschaften werden, wenn nicht der Kapitalismus abgeschafft werde. Allein die Tatsachen nach der Krise, die Senkung der Arbeitslosenzahlen und die erkämpften Lohnerhöhungen, widerlegen solches Gerede. Selbst ein Hartz IV-Empfänger hat heute einen höheren Lebensstandard als ein Arbeiter etwa um 1900. Für den Einzelnen, der auf Hartz IV abgerutscht ist, mag das demoralisierend wirken, eine revolutionäre Hoffnung lässt sich daraus nicht ableiten. Auch systematisch, aus den Gesetzen der kapitalistischen Produktionsweise, lässt sich nicht mit Elend (in den Metropolen) argumentieren, da das Kapital nicht nur von einer sich selbst tragenden Investitionskonjunktur existieren kann, sondern auch den Massenkonsum benötigt, ohne den die Investitionen sich letztlich nicht auszahlen.

Es gibt keine ausreichenden materiellen Gründe, um eine Revolution zu machen, damit der Lohn und die soziale Absicherung danach etwas höher ist. Hinzu kommt die „lebenspraktische“ Erfahrung mit der DDR, die niemals den Konsumstandard der Westdeutschen erreicht hat. Da sie auch in anderen Aspekten eher abschreckend gewirkt hat, werden wohl 100 Jahre ins Land gehen, ehe eine Abschaffung des Kapitalismus realistisch erscheint.

Andererseits hat Seppmann die Gründe für eine Abschaffung des Kapitalismus, die diese Abschaffung dringend machen, nur nebenbei oder gar nicht behandelt. Die Schleudertendenzen des Marktes, die politisch zu Aggressionskriegen und bei dem Stand der Produktivkräfte, die zugleich als Destruktivkräfte eingesetzt werden, zum Untergang der Gattung führen können, werden erwähnt, aber stehen nicht im Mittelpunkt von Seppmanns Einlassungen. Der moralische Aspekt der bestehenden Unrechtsgesellschaft wird fast gar nicht thematisiert. Die Menschen erscheinen als Opfer der sozialpsychologischen Zerstörungstendenzen des Kapitals oder als Angeleitete, also ebenfalls als Objekte, einer revolutionären Intelligenz.

Schon das Schillermotto am Anfang des Buches zeigt den schiefen Standpunkt von Seppmann an: „(…) zu essen gibt ihn, zu wohnen, Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst“. Heute hungert keiner mehr in den Metropolen und dennoch hat niemand Würde – es sei denn man reduziert sie wie Negt und Seppmann auf Lohnarbeit. Für den Kantianer Schiller war Würde: Keinem Gesetz zu gehorchen, das man sich nicht selbst geben könnte. Niemand kann sich freiwillig den Gesetzen der Ausbeutung und Fremdbestimmung unterwerden. Lohnarbeit ist also per se würdelos. Hier wäre ein Ansatzpunkt für eine antikapitalistische Orientierung – den aber Seppmann nicht nutzt. Stattdessen singt er mit K. Maase das Hohelied der Arbeit und das heißt heute Lohnarbeit:

„Arbeit bedeutet also auch in der Form kapitalistischer Lohnarbeit „keineswegs nur Schufterei und Unterordnung unter fremde Ziele – sie erschließt gleichermaßen außerfamiliäre Kontakte und erweitert den Horizont der Erfahrung und Gesprächsthemen. Sie ist der Ort der individuellen Leistungsbewährung, gegenseitiger Hilfe und der Klassensolidarität …“ (S. 122). Wie kann jemand, der den „Kern der Lohnarbeiter-Identität“ so verherrlicht, die kapitalistische Formbestimmtheit beseitigen wollen, die u. a. in vielen unnützen Produkten, Zerstörung einer lebenswerten Umwelt, Ausbeutung der armen Länder durch den Handel usw. besteht.

 Obwohl Seppmann viele Probleme undogmatische anspricht, enthält sein Text, der anscheinend aus verschiedenen selbstständigen Aufsätzen zusammengestellt ist und deshalb Wiederholungen und wenig Struktur besitzt, auch theoretische Unklarheiten. So taucht wieder der tendenzielle Fall der Profitrate auf, der falsche Hoffnungen auf einen automatischen Untergang des Kapitalismus suggeriert. Tatsächlich wirkt er nur innerhalb des Konjunkturzyklus, durch die Krise aber wird so viel Kapital entwertet, dass kein tendenzieller Fall in historischer Perspektive feststellbar ist.

Im Vergleich mit dem anderen Buch, das Empörung hervorrufen will, ist Seppmanns Buch, unter Beachtung meiner Kritik, eine Empfehlung zu lesen wert.

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Letzte Aktualisierung: 09.07.2012

 

09.07.2012