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Bodo Gaßmann

Einige nicht verwunderliche Anmerkungen zu den Rezensenten

Zur Rezension von Kurt Wallau möchte ich nur sagen, dass ich nie behauptet habe, das Thema erschöpfend erörtern zu wollen, und nie beansprucht habe, die gesamte Philosophiegeschichte einzubeziehen. Mir kam es darauf an, in einem Werk das heute weitgehend verdrängte oder nur erzählend behandelte Thema an wesentlichen Stationen der Philosophiegeschichte darzustellen. Im Übrigen ist der Vorwurf, etwas stehe nicht in einem Werk, ein unendliches Urteil und damit nichtssagend. Auch die Haarfarbe meines Hundes, die Beschreibung der Rückseite des Mondes, die Konsistenz meiner Tinte und und und … kommen in meinem Buch nicht vor. Der Rezensent hätte begründen müssen, warum etwa Thomas von Aquin oder Fichte unbedingt hätten einbezogen werden müssen, warum die neueste Variante der analytischen Philosophie zu kritisieren aufschlussreicher ist als den Wiener Kreis, mit dem die abstrakte Negation der Metaphysik einen ersten Höhepunkt erreichte.


Zu Gerhard Stein: Es gehört zur geistigen Unkultur in diesem Lande, Theorien am eigenen Standpunkt zu messen, sie dann einzuordnen und, wenn sie dem eigenen Standpunkt nicht bestätigen, pauschal zu verwerfen. Dann ist es auch nicht nötig, das ganze Buch zu lesen. Das ganze Werk zu studieren ist aber nötig, um seine Thesen begreifen und danach evtl. widerlegen zu können. Kritik heißt in der Philosophie, das Wahre von Falschen zu unterscheiden. Wahrheiten werden sukzessive in der Abfolge der einzelnen Gestalten der Philosophiegeschichte begründet, um philosophische Wahrheit zu begreifen, muss auch jede Gestalt der Philosophie studiert werden. Das ist auch der Grund, warum der „erste Grundfehler des Wälzers von Gaßmann“ kein Fehler ist. Was ein Philosoph im Reiche der Wahrheit herausgefunden hat, das bleibt bestehen und geht als Wahrheit ein, so etwa der Satz vom zu vermeidenden Widerspruch von Aristoteles. Wer ihn missachtet, der wird unverständlich, weil er nichts sagt. Deshalb ist der avancierte Stand der Vernunft auch kein beliebiger Standpunkt im Pluralismus der „philosophischen Meinungen“ (ein irrer Begriff). Ist dem aber so, dann ist die Entwicklung des Denkens in der Philosophiegeschichte auch kein Zirkelschluss. Diese Entwicklung ist weder der notwendige Gang des Weltgeistes, der sich entäußert und dann wieder in der Philosophie zu sich selbst kommt wie bei Hegel noch ein bloßer Steinbruch von Gedanken oder ein Chaos von Termini, sondern in einer Epoche werden geistige Erfahrungen gemacht, die sich über die Spontaneität der Philosophen in begründeten Thesen äußern, und – wenn sie sich als wahr erweisen – zur Grundlage für die weitere Entwicklung der Philosophie werden. Wenn man diese geistigen Erfahrungen kritisieren will, dann muss man dies in ihrer Genesis, im Detail und immanent tun, nicht aber pauschal behaupten, sie würden von einem heutigen Standpunkt hineininterpretiert. Der Beweis für diese notwendige Entwicklung des Denkens ist die Philosophiegeschichte oder deren Darstellung etwa in meinem Buch. Sich weigern, sie im Detail zu studieren, heißt sich von vornherein der Wahrheit verweigern.

Zum „zweiten Grundfehler“, die ontologische Fundierung unserer Begriffe, bringt Stein lediglich ein Argument: Sprachliche Gebilde wären Zeichen oder Symbole, könnten also keine Entsprechung in der extramentalen Sphäre finden. Mit diesem Argument, das bereits Gorgias vorgebracht und das ihm Platon widerlegt hat (siehe die Kapitel meines Buches), meint der Rezensent, sich die gesamte Kritik der reinen Vernunft wie der übrigen philosophischen Erörterungen des Problems erspart zu haben. Zeichen aber bezeichnen etwas, nämlich Gedanken, geistige Gebilde. Haben die Dinge eine innere Form (Wesen), unterstehen sie Naturgesetzen (Allgemeinheiten), dann sind dies ebenfalls geistige Gegebenheiten, die dem menschlichen Denken adäquat sein können, also mehr oder weniger erkannt werden können. Die Problematik besteht nicht so sehr darin, ob wir etwas an der Außenwelt erkennen können, das beweist schon die Umgestaltung der Erde mittels des begrifflichen Denkens, also der Sprache, sondern wie weit wir die Natur erkennen können, wo die Grenzen unserer Erkenntnisvermögen liegen. Im Experiment wird die Natur befragt, wie sie antwortet, hängt nicht vom experimentierenden Subjekt ab, sondern dieser extramentalen Natur selbst. Ist dieses Experiment von allen Wissenschaftlern auf der Welt prinzipiell reproduzierbar, dann ist dessen Resultat wahr in eminenter Bedeutung, also mit einem ontologischen Bezug. Die These, unser Bewusstsein sei prinzipiell fallibilistisch (dem Irrtum unterworfen, unsicher), ist nicht haltbar. Das ist ein allgemeiner Skeptizismus, der sich selbst widerspricht, denn er behauptet allgemein ein fallibilistisches (also skeptisches Bewusstsein) und zugleich setzt er seine Generalthese vom fallibilistischen Bewusstsein dogmatisch als wahr, also als nicht-fallibilistisch, voraus. Die philosophische Popularität eines solchen Skeptizismus erklärt sich aus seinem ideologischen Zweck, nämlich jede Kritik am Bestehenden den erkenntnistheoretischen Boden unter den Füßen zu entziehen, ist alles fallibilistisch, dann auch jede Gesellschaftskritik; Handlungsanweisungen, die sie begründet, gelten dann ebenfalls als unsicher …

Es ist nicht verwunderlich im heutigen Geistesleben, dass diejenigen wie Stein, die ein fallibilistisches Bewusstsein – gegen alles objektivierte Wissen – predigen, auf Grund des ideologischen Zwecks ihres Skeptizismus sofort dogmatisch (also nicht-fallibilistisch) reagieren, wenn es um die Rechtfertigung des Bestehenden geht. Selbst wenn man unterstellt, für eine revolutionäre Theorie gäbe es keinen Adressaten (was durchaus zu problematisieren wäre), dann bleibt das entscheidende Argument gegen den Kapitalismus, dass dieser ein Wirtschaftssystem ist, das nicht beherrschbar ist, das ein automatisches Subjekt regiert, welches alle Bereiche des Lebens, vor allem die politische Sphäre unter sich subsumiert und beherrscht. Die Kombination dieses unbeherrschbaren Mechanismus mit den angehäuften Destruktivkräften kann nicht nur zu einem neuen Faschismus führen, sondern bedroht die Existenz der Spezies Mensch. Die Losung „Sozialismus oder Barbarei“ von Rosa Luxemburg hat sich heute verschärft zu: Sozialismus oder Untergang der Menschheit. Das aber begreift ein fallibilistisches Bewusstsein nicht – so wirkt es am möglichen Untergang der Menschheit mit.

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Letzte Aktualisierung: 09.07.2012

 

09.07.2012